Unter Zwangsaussiedlung verstehen wir in der ungarischen Geschichte ein Verfahren, das zwischen 1945 und etwa 1963 mehrfach angewandt wurde und mehrere Hunderttausend ungarische Staatsbürger betraf. Die jeweiligen politischen Machthaber vertrieben die zu Feinden deklarierten Menschen aus ihrer Heimat, beschlagnahmten ihr Hab und Gut und wiesen ihnen einen Wohnort zu, den sie ohne Genehmigung nicht verlassen durften.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ungarndeutschen zwangsausgesiedelt, teils nach Deutschland, teils innerhalb Ungarns. Auch die Ungarn aus der damaligen Tschechoslowakei wurden zwangsausgesiedelt. Die gesellschaftliche Elite der Zwischenkriegszeit wurde zwangsausgesiedelt: Aristokraten, wohlhabendes Bürgertum, Soldaten, Gendarmen und Angestellte der früheren Ordnung. Nach der Revolution von 1956 wurden Lehrer und Pfarrer als Anführer der Revolte zwangsausgesiedelt. Es ging dabei nicht nur um Enteignung, sondern auch darum, hochqualifizierte, kritisch denkende, tonangebende und meinungsbildende Schichten zu vernichten.
Auch Zwangsarbeit kann als Element von Zwangsmigration verstanden werden. Während des Nationalsozialismus in Deutschland mussten mehrere Millionen Menschen Zwangsarbeit verrichten. In Ungarn waren zwischen 1939 und 1945 Juden und politisch Verfolgte dazu gezwungen, und viele starben unter den unmenschlichen Bedingungen. Die Sowjetunion verschleppte sowohl die eigenen Staatsbürger als auch die Bevölkerung der besetzten Gebiete zur Zwangsarbeit. Ab dem Winter des Jahres 1944 wurden etwa 180.000 Menschen aus Ungarn zur „malenkij robot“ (russisch: kleine Arbeit) abtransportiert. Weltweit wird auch heute noch die Bevölkerung der unter Kolonialmacht stehenden Gebiete zur Zwangsarbeit gepresst.