Ein geringes Einkommen und schlechte Zukunftsaussichten sind die wichtigsten Motive für die Arbeitsmigration. Anfangs dienen die Einkünfte oft zur Verbesserung der Umstände, des Ansehens oder der Chancen zu Hause. Es geht den Zuwanderern nicht unbedingt darum, in der Aufnahmegesellschaft eine anerkannte soziale Position zu erreichen, deshalb sind sie oft bereit, wenig angesehene Tätigkeiten auszuüben.
Arbeitsbereiche, die deshalb oft von Zuwanderern angenommen werden, gelten dann in den Aufnahmegesellschaften als typische Migranten Jobs. Diese Gegenseitigkeit hält die Migration aufrecht – schließlich müssen diese Arbeitsbereiche dauerhaft abgedeckt werden.
Ganz anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen die hoch qualifizierten Arbeitsbereiche, wenn diese international anerkannt und sprachlich und kulturell flexibel umsetzbar sind.
In Ungarn war die Arbeitsmigration innerhalb des Landes seit dem 19. Jahrhundert weit verbreitet. Aus den Gebieten, in denen die Landwirtschaft die Versorgung der Haushalte nur unzureichend sicherte, wanderten einzelne Familienmitglieder zu saisonaler Arbeit ab. Die Bevölkerung der höher gelegenen Gebiete zog regelmäßig zu Erntearbeiten in die Tiefebenen. Saisonarbeiter in großer Zahl erforderten auch die Flussregulierung und der Eisenbahnbau. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts verrichteten Tausende Lohnarbeiter zwischen Frühjahr und Herbst landwirtschaftliche Arbeiten in den großen Gutshöfen. In den letzten hundert Jahren war die Abwanderung vom Land zur Stadt, von der Landwirtschaft in die Industrie der Normalfall.